Weltweit scheinen, als Gegen Bewegung
zur Globalisierung, Nationalistische Bewegungen im Aufwind zu sein.
Die indische Variante zu Roland Koch heißt Raij Thackeray. Neffe
eines Ultra Konservativen aus der Zeit Indira Ghandi's, tritt er mit
großen Schritten in die Fußstapfen seines Onkels.
Ausgelöst durch Bemerkungen wie: „Maharastra (Bundesstaat mit
Mumbai als Landeshauptstadt) möge wieder den Maharaties
gehören“. Was so ähnlich wäre, als wenn Norbert
Ruetgers sagen würde, „ Bayern, Hessen und Berliner raus,
Nordrhein Westfalen den Westfalen“.
Das löst er eine Welle von Gewalt
im Land aus, in deren Verlauf ein blindwütiger Mob, angeführt
von weniger blindwütig, als mehr bezahlten „goondas“,
(Schlägern die für jeden prügeln, der sie dafür
entlohnt), Jagd auf Einwanderer aus den nördlichen Staaten
betrieben, was wiederum zehntausende aus den Slums von Mumbai und Pune
flüchten ließ. Erst nach Tagen ließen die Unruhen
nach. Jeder
der in Indien etwas auf sich hält in Indien, ob Industrieller,
Bollywood Star oder Politiker, hat seine eigene kleine Privat Armee von
"goondas" die für das Rechtsverständnis ihrer Auftraggeber "ihre Hand
ins Feuer legen" oder besser sich "die Hände schmutzig machen".
Wer sich ein literarisches Bild von der
Lebensumständen in Indiens gröster Metropole (16 Millionen
Menschen) machen möchte, dem sei „Das Gleichgewicht der Welt“
von Rohintron Mistry empfohlen.
Ein wunderbar anrührende Erzählung
zweier Schneider die ihr Dorf verlassen um in Mumbai Geld zu
verdienen. Einen Eindruck in die Goonda – Unterwelt vermittelt der
neueste Mumbai-Schlüsselroman „Shantaram“, den es derzeit
allerdings nur in Englisch gibt.
Auch hier in Goa sind goondas tätig,
die im Dienst von Lokalpolitikern, deren Interessen „fördernd“
unterstützen. Und auch hier der Ruf „Goa den Goanern“.
Als Feinde ausgemacht werden die
Wanderarbeiter, ohne die allerdings gar nichts laufen würde
hier, da ein großer Teil der einheimischem Männer in den
Emiraten arbeitet, um für die Daheim gebliebenen den
Lebensunterhalt und das neue Haus zu finanzieren.
„Immigrants“, vorwiegend aus dem
südlichen Keralla oder dem fernen Nepal, verbreiten AIDS und
Malaria, nehmen den Einheimischen die Arbeit weg, stehlen und
verführen goanische Mädchen, zitiert die goanische Presse
die neokonservativen Politiker und schafft damit „Meinung“.
Auch der gemeine Tourist (und das
sicherlich nicht ganz zu unrecht) wird als Quell des Bösen
ausgemacht mit seinem verführerischen Reichtum und seinen losen
Sitten.
Wir fühlen uns natürlich
nicht angesprochen, essen brav unser „dal fry“ (zu deutsch
Linsensuppe ohne Würstchen), Reis, und anderes typisch
indisches. (meint nordindisch hinduistisches) und ignorieren die
portugiesisch geprägten, christlichen Spezialitäten wie
fettes Schweinefleisch, fette Würste, etc. Und auch sonst
benehmen wir uns äußerst sittsam, stehen früh auf,
gehen früh schlafen und produzieren uns auch nicht nackt am
Strand. Trotzdem, und damit komme ich zu einer Geschichte, die ich
mal angekündigt, aber nie geschrieben habe. Sie hat sehr direkt
mit unserer kleinen Gemeinde zu tun und mit dem Nationalismus.
Am 21. Januar fand in der örtlichen „St. Anne's“
Kirche ein Gottesdienst für einen Dorfbewohner, einen
Seemann, statt, der vier Wochen zuvor in Southhampton, UK Opfer
eines fremden feindlichen Überfalls mit tödlichen Folgen
geworden war.
Wir sind Fremde hier,
vermutlich ja aus
„UK“, da wir Englisch sprechen. Wir leben hier den Winter über
in einer Gemeinde von vielleicht 6000 Einwohnern, aus deren Mitte ein
Mann im fernen Europa einfach totgeschlagen wird. Wie nah ist
Rassismus? Wenn da die
Volksseele hoch kochen würde, was durchaus verständlich wäre, (oder
zum hoch kochen gebracht werden würde), man mag sich die
Konsequenzen nicht ausmalen.
Aber dies ist einige Wochen her, und
auch diese Gedanken verschwinden, wie so vieles, im Orkus des Vergessens.
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