VITA
{PETRA CARRON - VITA}
Die Bilder von Petra Carron, die über einen Zeitraum von fast vier Jahrzehnten entstanden und noch nie ausgestellt wurden, bieten hierfür ein gutes Beispiel.
Auf den klein- bis mittelformatigen Guachen, die mit natürlichen Pigmenten entstanden und eine naturnahe Farbwirkung entfalten, sieht man Menschen und Gesichter: Frauen, Mütter, Kinder. Afrikanerinnen, Inderinnnen, Kinder, die in einem unbemerkten Moment aufgenommen wirken. All diese Individuen erscheinen trotz ihrer teilweise naiven Darstellungsweise real existent, erscheinen wie Schnappschüsse einer Expedition.
Plein air Malerei scheinbar, bleiben sie paradoxerweise dennoch als Schöpfungen der Phantasie erkennbar, vielleicht als Utopie der malenden Betrachterin Petra Carron. Sie zeigen Begegnungen, in Gärten, Häusern, Landschaften in Europa, in Indien, Nordafrika.
Die ungewöhnliche Unmittelbarkeit entsteht dabei – und dies lässt sich objektiv sagen – aus dem Blick der dargestellten Menschen auf den Betrachter. Der Betrachter wird angesehen aus den Augen einer anderen Welt, die uns heute, mit dem Bilderstrom des Globalen, vertraut erscheint. Diese Vertrautheit aber wird gebrochen durch ihr Changieren zwischen Fiktion und Dokumentation. Sie relativieren im wörtlichsten Sinne augenblicklich die Position des Betrachters und werfen ihn zurück auf eine reflexive Ebene, die sich aus der Methode der Künstlerin ergibt. Sie nimmt den Formenkanon der frühen Moderne, Gauguin, Macke, Rousseau, auf, weist aber den Exotismus, die Verklärung und die Naivität zurück. Damit bewegt sich die Kunst von Petra Carron weit mehr in der Aktualität als die vorschnelle Zuordnung in den kunstgeschichtlichen Paradigmen der Moderne nahelegen könnte.