VITA
{PETRA CARRON - VITA}

Mit den Augen der Anderen

Das malerische Werk von Petra Carron
Von Nick Wolff

Nachdem das Neue als Zentralforderung der Moderne mit dieser in die Krise geraten ist, wurde aus dem geschichtlichen Nacheinander der Avantgarden ein mediatisiertes Nebeneinander. Bilder und Positionen jeder Art sind abrufbar geworden, die Behauptung der Relevanz obliegt den Nutzern, der event den Medien und Ausstellungsmachern.
Wir bewegen uns nicht mehr nur durch Räume, sondern auch durch Zeiten, die verfügbar werden. Romantik gilt plötzlich als modern, Fluxus als gestrig. Diese Entwicklung ingnoriert tendenziell die Geschlossenheit künstlerischer Biographien, weil die Nutzbarkeit der einzelnen Arbeit als Beleg in den Vordergrund rückt. Mit einer Neubewertung geschlossener künstlerischer Biographien (früher sagte man Oeuvre) als Wert im verfügaren Zeit-Raum entsteht eine Freiheit, neues zu sehen oder neu zu sehen, weil wir nicht mehr nur auf die vermittelten Rückgriffe angewiesen sind oder auf die behauptete Neo-Avantgarde (denn wie ‚neu’ ist beispielsweise die Verwendung des Materials Video in der Freilegung des Sozialen?).
Wir sind befreit von dem materialfixierten Fortschrittsglauben der Moderne einerseits und noch ungeübt, das permanente wie geschichtliche Nebeneinander, wie es erst die Mediatisierung freigelegt hat, als Realität zu erfahren. Marginalisierte, übersehene, parallele Entwicklungen und Gruppen werden zugänglich und eröffnen neuen Freiraum.