Edwin Scharff 125 Geburtstag

zum 125. Geburtstag
am 21.März.2012

Sonderausstellung
"Zeitlebens Zeichner"
Edwin Scharff Museum
Neu Ulm
vom 26.03 - 29.07.2012





Über moderne Plastik

Aus der Eröffnungsrede der Plastikausstellung der Berliner Sezession 1929

Mit dem Wort "Bildhauer" verbindet sich die Vorstellung eines in der Werkstatt handwerklich Tätigen. Manche Bildhauer bezeichnen sich gern bescheiden als Handwerker. Wir hören oft: Die Kunst kommt aus dem Handwerk. Das ist ungenau und deutet nach rückwärts. Die Kunst kommt aus der Idee, aus der Phantasie. Nur um das Formerlebnis Gestalt werden zu lassen, sind uns die Hände Werkzeug. Eben zeigt die Ausstellung eines ausländischen Bildhauers (des Fälschers Dossenna) in Berlin, was nur handwerkliches Können, ohne Erlebnis aus der Natur, hervorbringen kann. Diese Werke zeigen vollendetes, raffiniertestes Handwerk.

Um den Kontrast zu geben, vergegenwärtigen Sie sich eine vorgeschichtliche Einkratzung oder eine der sogenannten Venus -Torsi dieser Zeit, und es zeigt sich, daß Ausformung menschlichen Fühlens selbst bei mangelhaft handwerklichem Können entscheidender ist als leeres, noch so vollendetes Handwerk.
Diese allerersten Bildungen menschlicher Phantasie, das erste Erfühlen der Natur, Formung ihrer Umrisse und Wölbungen, zeigen auch, daß am Anfang Dinge bilden freies Schaffen war, daß die Kunst erst später dienend wurde...

Wie die Malerei, die sich für die Fläche entschieden hat, hat sich die Plastik für die Dreidimensionalität entschieden, mag die Oberfläche eine offene oder geschlossene sein. Hildebrand, Abschluß der letzten Epoche deutscher Plastik, deren Mittelpunkt zu Beginn des 19. Jahrhunderts liegt, spricht vom Sehbild und vom Quälenden des Kubischen. Wir haben uns anders entschieden. Rodin, Anbeginn des Heutigen, hat es erfühlt, mag es auch nur fragmentarisch sein. Die Lösung liegt betont im Dreidimensionalen, ob es ein gehauenes oder ein geknetetes Bildwerk ist. Wir sind betont für das Relief und für die Rundplastik. Wir wollen fühlen, was die Dinge an Raum fordern, was sie an Raum verdrängen.

Mit der Gewinnung des künstlerischen Individualismus ist der Zusammenhang mit dem ganzen "Volk" verlorengegangen. Nur noch für das Zweckhafte, das Nützliche wurde eine gemeinschaftliche, eine allgemein verständliche Form gefunden. Allgemeines, uns Bindendes, Uniformelles vieler Art haben wir genug. Freuen wir uns, daß noch Individuelles am Leben ist. Wer seine eigene Weise auf einem Instrument spielt, kann nicht verlangen, daß es allgemein verstanden und gewürdigt wird, am wenigsten in einer Zeit, welche auf der einen Seite nur im Aktuellen und auf der andern Seite nur im Repräsentativen lebt.
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DIE SCHAUSPIELERIN ANNI MEWES, 1917/1921

Das "Porträt der Schauspielerin Anni Mewes"
gehört zu den elf Kunstwerken, die 2010
beim Bau der Berliner U-Bahn am Roten Rathaus ans Licht kamen.
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3 MÄNNER IM BOOT
TONDOKUMENT
 zur Entstehung der Plastik am Schwanenwyk in Hamburg
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ROSSEHALTER DÜSSELDORF
INFORMATIONEN
zur Reichsausstellung "Schaffendes Volk" 1937  - Düsseldorf