01.04.2008 - Insel der Seligen...
"Das Tahiti-Projekt" des Hamburger Autors
Dirk C. Fleck ist ein ungewöhnlicher Ökothriller.


Dirk C. Fleck liest aus "Das Tahiti-Projekt"
am 3.4. um 19.30 Uhr in der Buchhandlung "Seitenweise" (Hammer Steindamm 119),

am 16.4. um 19.30 Uhr in der Axel-Springer- Passage (Caffermacherreihe 1) und

am 18.4. um 19.30 Uhr im Rahmen der Vattenfall-Lesetage im "Planetarium" (Hindenburgstraße 1b)


Ankunft im Paradies: "Er streifte die Schuhe von den Füßen, zog die Socken aus und lief durch das feuchte Gras Richtung Meer. Der Rasen war von gänzlich anderer Konsistenz als daheim. Es waren keine Halme, die seine Sohlen kitzelten, sondern ein dichtes Geflecht flacher, kleeblattähnlicher Pflänzchen, die einen federnden, weichen Untergrund ergaben. Er blieb stehen und lauschte den Wellen, die hinter der Natursteinmauer leise gurgelnd den schwarzen Strand beleckten. Zwei Meter neben ihm klatschte eine Kokosnuss zu Boden."

Wir schreiben das Jahr 2022, die Welt steht kurz vor dem Klimakollaps. Lebenslänglich Treibhaus, lautet das Urteil. Längst besiegt geglaubte Seuchen kehren zurück, das Gesundheitssystem ist zusammengebrochen, die Genmanipulation aus dem Ruder gelaufen. Kapitalistische Interessen und Verteilungskämpfe um die letzten Ressourcen haben die Umwelt schachmatt gesetzt. Friedlich zugehen kann es bei derartigen Zuständen nicht: Auf der dänischen Insel Bornholm wird die Familie eines Wissenschaftlers brutal ermordet, er selbst kann knapp entkommen. Klar ist: Hier weiß einer zu viel. Zu viel über die Pläne der Supermächte USA und China, die ihre Versorgungsengpässe um jeden Preis decken wollen. Nur an einem Fleckchen Erde geht noch die Sonne auf: auf Tahiti, Insel jener glücklichen Bewohner, deren Präsident sich rechtzeitig besonnen hat, alternative Energien zu nutzen und zu den Wurzeln zurückzufinden - wie es aussieht, mit Erfolg.

Der Hamburger Journalist Dirk C. Fleck hat in seinem Ökothriller "Das Tahiti-Projekt", den das Abendblatt von heute an als Fortsetzungsroman abdruckt (siehe S.18), eine optimistische Utopie entworfen: Wie könnte die Zukunft aussehen, wenn die Menschen die Klimakrise in den Griff bekommen? Dafür liefert Fleck verblüffende Beispiele, die von den Technologien her längst möglich sind: abgasfreie Elektroautos, mit kalt gepresstem Pflanzenöl betriebene Flugzeuge, Handys ohne Strahlen. Sechs Wochen war Fleck zwecks Recherche auf Tahiti und hat Luft und Lichtverhältnisse, Gerüche und Geräusche der Insel "in sich aufgesaugt": "Ich bin wie ein Wahnsinniger herumgelaufen und habe immer nur geschrieben. Im Stehen, im Gehen, 24 Stunden am Tag", erzählt er. In seiner journalistischen Laufbahn (er schrieb u. a. für "Stern", "Spiegel" und "Geo") hat er sich schon früh mit den Themen Umwelt und Klima befasst. Als Lokalchef der "Hamburger Morgenpost" startete er 1982 eine sechswöchige tägliche Umweltserie: Rettet die Elbe. In zwei Büchern spielte er danach Horrorvisionen von ökologischen Katastrophen durch, was ihm den Titel "Vater des Ökothrillers" einbrachte. "Mit den Büchern hatte ich meinen Beitrag zur Öko-Debatte geleistet und wollte nie wieder etwas dazu sagen", erklärt er. Losgelassen hat es ihn dann doch nicht. Keine Spur dieses Mal von Ökodiktaturen und Katastrophenszenarien, stattdessen: eine sonnige Zukunftsvision. Hauptfigur des "Tahiti-Projekts" ist der Journalist Cording, der für das renommierte Hamburger Nachrichtenmagazin "Emergency" den tahitianischen Modellversuch untersucht. Fernab vom Alltagsstress versinkt er in die Öko-Idylle der Südseeinsel, verliebt sich in eine schöne Tahitianerin und beobachtet fasziniert die fortschrittliche Ressourcennutzung, die das kleine Land unabhängig von der globalen Wirtschaft macht.
"Das Tahiti-Projekt" des Hamburger Autors Dirk C. Fleck ist ein ungewöhnlicher Ökothriller.

Sind literarische Utopien zumeist negativ - man denke an George Orwells 1949 erschienenen Roman "1984" oder Aldous Huxleys "Schöne neue Welt" von 1932 - und Hochrechnungen zur größtmöglichen Katastrophe wie Frank Schätzings Bestseller "Der Schwarm", ist "Das Tahiti-Projekt" hingegen möglicherweise ein wenig naiv, zeichnet aber einen reizvollen Gegenentwurf zu typischen Untergangsszenarien. Dramaturgisch hat Fleck den Roman zwischen Thrillerhandlung und Liebesgeschichte eingebettet - und so einen entscheidenden Grundstein für die geplante Verfilmung gelegt - die "German Connection" in Hollywood (Wolfgang Petersen/Jürgen Prochnow) ist jedenfalls kontaktiert. Auch an eine Fortsetzung ist gedacht (Arbeitstitel: Das Tahiti-Virus), das Hörbuch wird demnächst produziert. Zudem hat sich die tahitianische Regierung angeblich bereit erklärt, auf der Insel eine Art "Ökolabor" einzurichten, in dem Modelle wie die beschriebenen durchgespielt werden können. "Der Roman steht unter einem glücklichen Stern", sagt Fleck, der sich zwar selbst immer noch als "Öko-Skeptiker" und Realist bezeichnet, gleichzeitig aber beflügelt ist von dem Gedanken, ein Fünkchen Hoffnung zu verbreiten und das Bewusstsein seiner Leser ein wenig zu verändern.

Von Karolin

Dieses Buch hat mich gesund gemacht“, sagt Dirk C. Fleck über seinen Roman

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