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"Das Tahiti-Projekt" des Hamburger Autors
Dirk C. Fleck ist ein ungewöhnlicher Ökothriller.
Dirk C. Fleck liest aus "Das Tahiti-Projekt"
am 3.4. um
19.30 Uhr in der Buchhandlung "Seitenweise" (Hammer Steindamm 119),
am
16.4. um 19.30 Uhr in der Axel-Springer- Passage (Caffermacherreihe 1)
und
am 18.4. um 19.30 Uhr im Rahmen der Vattenfall-Lesetage im
"Planetarium" (Hindenburgstraße 1b)
Ankunft
im Paradies: "Er streifte die Schuhe von den Füßen, zog die Socken aus
und lief durch das feuchte Gras Richtung Meer. Der Rasen war von
gänzlich anderer Konsistenz als daheim. Es waren keine Halme, die seine
Sohlen kitzelten, sondern ein dichtes Geflecht flacher,
kleeblattähnlicher Pflänzchen, die einen federnden, weichen Untergrund
ergaben. Er blieb stehen und lauschte den Wellen, die hinter der
Natursteinmauer leise gurgelnd den schwarzen Strand beleckten. Zwei
Meter neben ihm klatschte eine Kokosnuss zu Boden."
Wir
schreiben das Jahr 2022, die Welt steht kurz vor dem Klimakollaps.
Lebenslänglich Treibhaus, lautet das Urteil. Längst besiegt geglaubte
Seuchen kehren zurück, das Gesundheitssystem ist zusammengebrochen, die
Genmanipulation aus dem Ruder gelaufen. Kapitalistische Interessen und
Verteilungskämpfe um die letzten Ressourcen haben die Umwelt schachmatt
gesetzt. Friedlich zugehen kann es bei derartigen Zuständen nicht: Auf
der dänischen Insel Bornholm wird die Familie eines Wissenschaftlers
brutal ermordet, er selbst kann knapp entkommen. Klar ist: Hier weiß
einer zu viel. Zu viel über die Pläne der Supermächte USA und China,
die ihre Versorgungsengpässe um jeden Preis decken wollen. Nur an einem
Fleckchen Erde geht noch die Sonne auf: auf Tahiti, Insel jener
glücklichen Bewohner, deren Präsident sich rechtzeitig besonnen hat,
alternative Energien zu nutzen und zu den Wurzeln zurückzufinden - wie
es aussieht, mit Erfolg.
Der Hamburger Journalist Dirk C. Fleck
hat in seinem Ökothriller "Das Tahiti-Projekt", den das Abendblatt von
heute an als Fortsetzungsroman abdruckt (siehe S.18), eine
optimistische Utopie entworfen: Wie könnte die Zukunft aussehen, wenn
die Menschen die Klimakrise in den Griff bekommen? Dafür liefert Fleck
verblüffende Beispiele, die von den Technologien her längst möglich
sind: abgasfreie Elektroautos, mit kalt gepresstem Pflanzenöl
betriebene Flugzeuge, Handys ohne Strahlen. Sechs Wochen war Fleck
zwecks Recherche auf Tahiti und hat Luft und Lichtverhältnisse, Gerüche
und Geräusche der Insel "in sich aufgesaugt": "Ich bin wie ein
Wahnsinniger herumgelaufen und habe immer nur geschrieben. Im Stehen,
im Gehen, 24 Stunden am Tag", erzählt er. In seiner journalistischen
Laufbahn (er schrieb u. a. für "Stern", "Spiegel" und "Geo") hat er
sich schon früh mit den Themen Umwelt und Klima befasst. Als Lokalchef
der "Hamburger Morgenpost" startete er 1982 eine sechswöchige tägliche
Umweltserie: Rettet die Elbe. In zwei Büchern spielte er danach
Horrorvisionen von ökologischen Katastrophen durch, was ihm den Titel
"Vater des Ökothrillers" einbrachte. "Mit den Büchern hatte ich meinen
Beitrag zur Öko-Debatte geleistet und wollte nie wieder etwas dazu
sagen", erklärt er. Losgelassen hat es ihn dann doch nicht. Keine Spur
dieses Mal von Ökodiktaturen und Katastrophenszenarien, stattdessen:
eine sonnige Zukunftsvision. Hauptfigur des "Tahiti-Projekts" ist der
Journalist Cording, der für das renommierte Hamburger
Nachrichtenmagazin "Emergency" den tahitianischen Modellversuch
untersucht. Fernab vom Alltagsstress versinkt er in die Öko-Idylle der
Südseeinsel, verliebt sich in eine schöne Tahitianerin und beobachtet
fasziniert die fortschrittliche Ressourcennutzung, die das kleine Land
unabhängig von der globalen Wirtschaft macht.
"Das Tahiti-Projekt" des Hamburger Autors Dirk C. Fleck ist ein ungewöhnlicher Ökothriller.
Sind
literarische Utopien zumeist negativ - man denke an George Orwells 1949
erschienenen Roman "1984" oder Aldous Huxleys "Schöne neue Welt" von
1932 - und Hochrechnungen zur größtmöglichen Katastrophe wie Frank
Schätzings Bestseller "Der Schwarm", ist "Das Tahiti-Projekt" hingegen
möglicherweise ein wenig naiv, zeichnet aber einen reizvollen
Gegenentwurf zu typischen Untergangsszenarien. Dramaturgisch hat Fleck
den Roman zwischen Thrillerhandlung und Liebesgeschichte eingebettet -
und so einen entscheidenden Grundstein für die geplante Verfilmung
gelegt - die "German Connection" in Hollywood (Wolfgang Petersen/Jürgen
Prochnow) ist jedenfalls kontaktiert. Auch an eine Fortsetzung ist
gedacht (Arbeitstitel: Das Tahiti-Virus), das Hörbuch wird demnächst
produziert. Zudem hat sich die tahitianische Regierung angeblich bereit
erklärt, auf der Insel eine Art "Ökolabor" einzurichten, in dem Modelle
wie die beschriebenen durchgespielt werden können. "Der Roman steht
unter einem glücklichen Stern", sagt Fleck, der sich zwar selbst immer
noch als "Öko-Skeptiker" und Realist bezeichnet, gleichzeitig aber
beflügelt ist von dem Gedanken, ein Fünkchen Hoffnung zu verbreiten und
das Bewusstsein seiner Leser ein wenig zu verändern.
Von Karolin
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